Shadow Touch by Marjorie M. Liu

Shadow Touch by Marjorie M. Liu

Autor:Marjorie M. Liu [Liu, Marjorie M.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
veröffentlicht: 2014-01-24T23:00:00+00:00


10

Elenas erster Eindruck von Wladiwostok bezauberte sie. Die Stadt war wunderschön, wie sie sich über einige Berggipfel, Halbinseln und Inseln erstreckte, während das Meer heiter hinter dem Strand funkelte.

»Sieht es auch aus der Nähe so gut aus?«, erkundigte sie sich, während Artur eine Serpentinenstraße hinabfuhr.

»Aus der Ferne sieht alles gut aus«, erwiderte er, »aber doch, einige Viertel der Stadt sind wirklich sehr schön. Eigentlich merkwürdig, wenn man bedenkt, dass sie immer nur wie ein glorifizierter Marinestützpunkt betrachtet wurde.« Er deutete auf die Bucht. »Siehst du all die Werften? Die russische Pazifikflotte ist hier stationiert. Strategisch sehr bedeutsam. Fremde werden überhaupt erst seit zehn Jahren in die Stadt hineingelassen.«

Elena lächelte. »Du hast eine heimliche Vorliebe für Boote und U-Boote, hab ich recht?«

Artur sah sie überrascht an und lächelte. Er wirkte fast wie ein Junge. »Ich mag Schiffe, ja. Als Kind wollte ich Pirat werden. Mit einem Papagei auf der Schulter. Und einem Säbel und einer Pistole.«

»Und was war mit dem Holzbein?«

»Nein, o nein.« Lachend schüttelte er den Kopf. »Nein, ich wollte in der Takelage herumturnen. Und laufen. Ich wollte die Freiheit. Das offene Meer, nur ich und die Sonne und der Wind.« Er zögerte. »Hast du schon einmal Fotos von alten sowjetischen Mietskasernen gesehen? Groß und grau? Es sind monströse Bauwerke, und dazu in sehr schlechter Qualität. Meine matushka, meine Mutter, hat ihr Bestes versucht, es uns behaglich zu machen, aber an einem solchen Ort war das äußerst schwierig. Man wird so stark kontrolliert, vor allem in Moskau. Geld, die Nachbarn, die Politik.«

»Und Piraten interessieren sich nicht für so etwas, stimmt’s?«

»Außer vielleicht für Geld.« Artur lächelte immer noch. »Ein bisschen Gold kann nie schaden.«

Elena grinste und warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob die anderen zuhörten. Rik schien fest zu schlafen. Er lag zusammengerollt auf dem Boden der Ladefläche. Amiri lag neben ihm. Er schlief zwar nicht, reagierte jedoch auch nicht auf Elenas Blick. Was sie ihm nicht krummnahm. Sie hielt es für sehr wahrscheinlich, dass die beiden Männer weder ihr noch Artur vertrauten, und wenn sie ehrlich war, musste sie einräumen, dass sie den beiden ganz ähnliche Gefühle entgegenbrachte. Sie waren willkürlich zusammengewürfelt worden und mussten jetzt miteinander auskommen. Wer konnte schon sagen, ob sie wirklich ihr wahres Ich zeigten?

Rictor könnte es.

Schon, nur war Rictor nicht da. Was auch wieder ganz gut war. Ihm gegenüber hegte sie ebenfalls recht gemischte Gefühle.

»Da wir gerade von Geld sprechen ...«, begann sie, unterbrach sich jedoch, als ihr klar wurde, dass Artur über dasselbe Thema nachdachte. Er runzelte die Stirn und biss die Zähne zusammen.

»Ich kenne hier jemanden. Er schuldet mir etwas, aber er wird nicht gerade begeistert davon sein, seine Schuld zurückzahlen zu müssen.«

»Typisch«, sagte Elena. »Was hast du für ihn getan?«

»Ich ...«, er zögerte. »Ich habe ihm wohl das Leben gerettet. Vielleicht auch das seiner Familie. Aber in diesem Punkt war ich mir nie ganz sicher.«

Elena starrte ihn an. »Du hast sein Leben gerettet? Und dann glaubst du, dass er diese Schuld nicht gern zurückzahlt?«

Artur wirkte sehr verlegen, was Elena merkwürdig vorkam.



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